Samstag, 19. November 2011

Neues Review....

Musik aus dem Kleiderschrank. Unter dieser Überschrift könnte das neue Album „Green Horse“ der Münsteraner von Dramamine stehen. Die Aufnahmepläne der Band sind nämlich gehörig danebengegangen: Wollte man ursprünglich in einem stillgelegten Kohlekraftwerk aufnehmen, musste man diesen Plan verwerfen und auf eine Lagerhalle ausweichen die – wie sollte es anders sein – voll mit Kleiderständern war. Den Aufnahmen zu „Green Horse“, dem inzwischen dritten Release nach dem selbstbetitelten Debütalbum und der Emphasis 7“, hat es jedenfalls nicht geschadet. Denn schon auf den letzten Releases haben Dramamine den Klang ihrer Umgebung eingefangen und so einen ganz eigenständigen Sound kreiert.
Schon der instrumentale, dreiminütige Opener „Cosmogenesis“ legt die Karten offen auf den Tisch: Mal verspielt, mal atmosphärisch und mal gradlinig rockig präsentieren sich Dramamine auf „Green Horse“. Wenn dann die ersten gesprochenen Zeilen des nachfolgenden „Wrong Attempt“ einsetzen befindet man sich mittendrin, mitten zwischen noisigen und melodischen Parts, die immer wieder vom stimmigen Gesang von Sänger Marcel Feige begleitet werden. Wie auch die Instrumente, so zeigt sich auch der Gesang auf „Green Horse“ in verschiedensten Facetten und Klangfarben: Mal ruhig, ja gar fast einschläfert wie in „After All“, mit einem Wink zum Shoegaze, und dann wieder rau und kantig wie in „About You And Me“. Das sorgt nicht nur für eine enorme Abwechslung, sondern auch für eine musikalische Tiefgängigkeit die man so selten zu hören bekommt. Dramamine lassen sich schwer einordnen und wagen den Spagat zwischen Noise, Post-Punk, Indie-Rock und manchmal vielleicht auch klassischem Punk. So abwechslungsreich das auch wirken mag, so schwer zugänglich macht es „Green Horse“ gleichermaßen aber auch.
Schon mit ihrem Debütalbum servierten Dramamine keine leichte Kost, die jedermann mundet und vor allem schnell zündet. Einen Zugang zu finden ist deswegen mit Arbeit verbunden, die sich aber aufgrund der musikalischen Klasse, die hier geboten wird, durchweg lohnt. „Green Horse“ ist von Anfang an ein, wenn auch nicht ganz homogenes Ganzes, ein geschlossener Kreis von Mosaikstücken die sich am Ende zu einem Gesamtbild zusammenfügen, welches sowohl musikalisch wie auch ästhetisch lückenlos überzeugt.
Es wird also dringend empfohlen, sich „Gren Horse“ von Dramamine (die sich ganz nebenbei erwähnt nach einem Medikament gegen Reisekrankheit benannt haben) mehrmals zu Gemüte zu führen, bevor man sich ein Urteil bildet. Nach kurzer Zeit nämlich werden die Nebenwirkungen abklingen und was übrig bleibt ist schlicht Begeisterung.

Stageload.org

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